Archiv des Autors: Julia

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Am Samstag, 29.6., ist es mal wieder soweit: Unter dem Titel „Platz da, jetzt kommt ein Kunst!“ findet die neue Tränenbrot-Ausstellung – es ist #7 –  diesmal in Transportern auf dem Erwin-Schöttle-Platz statt!

Von 16 bis 22 Uhr zeigen wir, jeder in einem Auto, neue Arbeiten. Dazu gibt es – hoffentlich! – gutes Wetter und auf jeden Fall Getränke.

Das neue mobile Format ist zunächst aus der Not entstanden – mit Zwischennutzung war es diesmal angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt spürbar schwieriger als bisher. Aber nun sind wir gespannt und freuen wir uns sehr darauf, etwas Neues auszuprobieren. Wir hoffen sehr, dass auch ihr neugierig seid und zahlreich kommt – um Kunst zu kucken und mit uns zu feiern.

Tränenbrot #3, Schwelle, 2012

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Am Boden liegt eine alte Schwelle, auf der pilz- oder warzenartige Geschwüre aus Silikon wachsen. Seitlich unter der Schwelle hervor, einen Türrahmen andeutend, kommen Wollfäden und Kordeln hervor, die an der Decke befestigt sind. Eine Querschnur, den Türsturz markierend, befindet sich auf Augenhöhe. Gleichzeitig evoziert die Konstruktion eine am Boden liegende Schaukel.

Tränenbrot #3, Baba Jaga, 2012

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Baba Jaga ist die bekannteste russische Märchenhexe. Die Baba Jaga hier ist, anders als im Märchen, am ganzen Körper behaart. Auf einem alten kaukasischen Teppich stehend, reckt sie die geballte Faust in die Luft, den Kopf in den Nacken geworfen, entrückt, kämpferisch. Ihre Pose steht im Kontrast zum Material, die haarige Oberfläche erinnert an alte russische Filzmäntel, die Gestalt wirkt eher ärmlich, der Betrachter schaut auf sie herab. Ursprünglich galt die Baba Jaga übrigens als Totengöttin, die die Toten ins Jenseits begleitet hat.

WALK THE WHEEL

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Der Kurzfilm Walk the Wheel (57’’) entstand in nur drei Wochen im Rahmen der Sommerakademie Salzburg 2010. Es ist eine Gemeinschaftsarbeit mit Marta Valsania, Kunststudentin aus Turin. Man sieht zwei Frauen in einem riesigen Mühlrad, das sie durch ihr Gehen antreiben, eine strickt dabei. Historische Darstellungen des Salzabbaus zeigen, dass Frauen tatsächlich so die Mühlen angetrieben haben, auch das Stricken ist belegt. Der Schal wird immer länger, windet sich überall entlang, bis er zum Schluss das Rad quietschend zum Stillstand bringt. Die Frauen sehen sich an und blicken hinaus. In die Freiheit.

Tränenbrot #2, Pipistab und Spitze des Eisbergs, 2010

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PIPISTAB wie auch DIE SPITZE DES EISBERGS schließen stilistisch eher an die SEKRETIONEN von 2008 an. Beim PIPISTAB handelt sich um eine Art Totem. Die mit gelber Flüssigkeit gefüllten Blasen der zerrupften Folie wirken durch den Stacheldraht zugleich gefährdet und geschützt. Der Titel evoziert einen Zauberstab und lässt an magische Kräfte denken. DIE SPITZE DES EISBERGS knüpft noch einmal ironisch an das Thema des unsichtbaren Wesentlichen an.

Tränenbrot #2, Münchhausen/Bleierne Zeit und Rotkreuz, 2010

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Die quietschigen Farben und die comicähnlichen Körperproportionen von ROTKREUZ suggerieren zunächst eine froschige Harmlosigkeit, die sich auf den zweiten Blick aber als heikel erweist. Die Beine sind zum Betrachter geöffnet, doch der Rest des imaginierten Körpers verschwindet gleichsam in der Wand. Ein rotes Kreuz an der Wand zwischen den Beinen markiert das leere Zentrum, das den Blick auf sich zieht. Die Seherwartung wird enttäuscht und dadurch selbst zum Thema der Arbeit. Das Wesentliche findet außerhalb des Blickfelds und im Betrachter statt. Auch MÜNCHHAUSEN / BLEIERNE ZEIT zeigt nur einen Ausschnitt. Der aus der Decke ragende Arm wird von einer Kugel beschwert, die mit Haarzöpfen um das Handgelenk gebunden ist, die angespannten Muskeln deuten einen Kampf an. Wird es der Figur gelingen, sich wie Münchhausen am eigenen Schopf emporzuziehen, gar auf der Kugel davonzufliegen? Oder wird die Last der bleiernen Zeit sie hinabziehen?